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Wie funktioniert unser Geldsystem? – Teil 3: Zins ist nicht gleich Zins

Die Leitzinsen

Leitzinsen sind von Zentralbanken im Rahmen ihrer Geldpolitik und Kreditvergabe festgelegte Referenzzinssätze und werden vom Zentralbank-Komitee bei den Notenbanksitzungen festgesetzt. Im Euroraum gibt es drei Hauptzinssätze, die Geldmarktkreditfazilität, den Einlagezins und den Hauptrefinanzierungsgeschäfte-Zins.

Beginnen wir mit der Geldmarktkreditfazilität. So kompliziert das Wort scheinen mag, dieser Zinssatz ist nichts anderes als derjenige Zinssatz der fällig wird, wenn sich eine Geschäftsbank über Nacht von der Zentralbank Geld leiht. Eine Bank wird diese Form des Zentralbankkredits in Anspruch nehmen, wenn sie in Liquiditätsengpässe gekommen ist und kurzfristig liquide Mittel benötigt. Dieser Zinssatz ist nicht zu verwechseln mit der Overnight Rate (siehe unten).

Der Einlagezins gibt die Verzinsung der Überschussreserve an. Hält also eine Bank über Nacht bei der Notenbank ein Guthaben, das über die Mindestreserve hinausgeht, bekommt die Geschäftsbank den Einlagezins gutgeschrieben und hat damit einen Anreiz, überschüssige Liquidität bei der Notenbank zu halten.

Der wohl wichtigste Zinssatz ist derjenige für Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Geschäftsbanken können sich bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften Geld von der Zentralbank leihen, üblicherweise über einen Zeitraum von einer Woche. Dieser Zinssatz hat einen großen Einfluss auf die allgemeinen Zinssätze im Bankensystem und wirkt sich auf die Kreditkosten und die Verfügbarkeit von Krediten für Unternehmen und Verbraucher aus.

Nun sind aber Geschäftsbanken nicht zwingend auf die Kreditbereitschaft der Zentralbank angewiesen, sondern können auch untereinander Zentralbankgeld handeln. Dieser Handel findet am Interbankenmarkt statt.

Der Interbankenmarkt

Geschäftsbanken handeln auch untereinander mit dem von der Zentralbank bereitgestellten Zentralbankgeld. Dieser Handel zwischen den Geschäftsbanken wird als Interbankenmarkt oder Geldmarkt bezeichnet und stellt damit einen Teil des Finanzmarktes dar. Der Handel dient dem Ausgleich von Liquiditätsbedarf und basiert auf kurzfristigen Krediten, die Banken sich gegenseitig gewähren. Durch kurzfristige Kredite können Banken kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken und ihren täglichen Betrieb reibungslos aufrechterhalten. Am Geldmarkt führen diese Transaktionen nur zu einer Umverteilung von Zentralbankgeld zwischen den Banken. Selbstverständlich machen Banken diese Umverteilung nicht umsonst, sondern nur gegen einen Zinssatz – der Overnight Rate.

Overnight Rate

Die Overnight Rate ist der zu entrichtende Zinssatz auf dem Interbankenmarkt, zu dem sich Geschäftsbanken gegenseitig kurzfristige Kredite über Nacht leihen. Dieser Tagesgeldzins wird am Tagesgeldmarkt hauptsächlich genutzt, um die individuellen Mindestreservepositionen von Banken innerhalb eines Kalendermonats zu regulieren und ist nicht zu verwechseln mit der oben vorgestellten Geldmarktkreditfazilität. Die Zentralbank kann die Overnight Rate beeinflussen, indem sie den Einlagezins verändert. Wie oben festgehalten ist der Einlagezins der Zins, den die Geschäftsbank auf die Überschussreserve bekommt. Wenn es sich nun für eine Geschäftsbank als lukrativer erweist, ihre überschüssige Liquidität bei der Zentralbank anzulegen, anstatt es einer anderen Geschäftsbank zu leihen, kann die Notenbank die Overnight Rate direkt beeinflussen.

Weil die Overnight Rate als Zinssatz für einen sehr kurzfristigen sofortigen Kredit fungiert, spricht man von einem Spot Markt (sofortige Lieferung). Anders auf dem Terminmarkt. Hier vereinbaren zwei Geschäftsbanken heute einen Kredit, der erst in der Zukunft zu einem heute ausgemachten Zinssatz ausbezahlt wird. Dieser Zinssatz für einen in der Zukunft liegenden Kredit nennt man Terminzins.

EURIBOR

Einer der wichtigsten Referenzzinssätze für Termingeldgeschäfte ist der EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate). Der EURIBOR ist der zwischen Banken gehandelte durchschnittliche Zinssatz für Termingelder in Euro mit unterschiedlichen Laufzeiten. Termingelder sind Geldmarktkredite mit festen Laufzeiten und Zinssätzen, die von Banken genutzt werden, um langfristigen Finanzierungsbedarf zu decken und Zinserträge für einen bestimmten Zeitraum zu erwirtschaften.


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