Kategorie: Finanzwissen

Financial Engineering – Wenn Mathematik und Finanzpraxis zusammenkommen

Financial Engineering – Wenn Mathematik und Finanzpraxis zusammenkommen

Financial Engineering verbindet Finanzwirtschaft, Mathematik, Statistik und Informatik. Ziel ist es, komplexe Finanzprodukte und Anlagestrategien zu verstehen, zu modellieren und optimal einzusetzen. Für Laien lässt sich sagen: Financial Engineering ist die „Werkzeugkiste“, mit der moderne Finanzmärkte präzise analysiert und fundierte Entscheidungen getroffen werden können.

In einer Welt, in der Kapitalmärkte immer komplexer werden, reicht es nicht, nur klassische Betriebswirtschaft zu beherrschen. Financial Engineers können mithilfe mathematischer Modelle Risiken quantifizieren, Szenarien simulieren und Lösungen entwickeln, die über Standardwissen hinausgehen.

Für Mandanten bedeutet das einen klaren Vorteil: Wer mit Financial Engineers zusammenarbeitet, profitiert von tiefer analytischer Kompetenz, einem systematischen Umgang mit Unsicherheit und einem objektiven Blick auf Chancen und Risiken. Während viele Berater vor allem Erfahrung oder Produktwissen einbringen, sorgt der Hintergrund im Financial Engineering für nachvollziehbare, wissenschaftlich fundierte Entscheidungen.

Kurz gesagt: Financial Engineering schafft die Brücke zwischen Theorie und Praxis – und gibt Ihnen die Sicherheit, dass Ihr Finanzplan nicht nur auf Bauchgefühl, sondern auf modernsten Methoden basiert.

Die Dr. Bernhardt Finanzplanungs GmbH lebt Financial Engineering. Wir treffen unsere Entscheidungen ausschließlich auf eigens entwickelten Investmentansätzen, die auf Konzepten des Financial Engineerings basieren. Das garantiert, dass unsere Mandanten nicht aus marktüblichen Standardprodukte auswählen, sondern von uns exklusive und nachvollziehbare Lösungen mit Mehrwert erhalten.


Chartered Financial Analyst (CFA) – Das Gütesiegel der Investmentbranche

Chartered Financial Analyst (CFA) – Das Gütesiegel der Investmentbranche

Der Chartered Financial Analyst (CFA) gehört zu den renommiertesten Qualifikationen in der internationalen Finanzwelt. Verliehen vom CFA Institute (www.cfainstitute.org), gilt das Programm als einer der anspruchsvollsten Ausbildungs- und Zertifizierungswege im Bereich Investment Management und Finanzanalyse.

Die Ausbildung umfasst drei aufeinander aufbauende Examen, die ein tiefgehendes Verständnis für Themen wie Unternehmensbewertung, Portfoliomanagement, quantitative Methoden, Ethik sowie Finanz- und Kapitalmärkte prüfen. Die Durchfallquoten liegen traditionell hoch, was den Titel zu einem weltweit anerkannten Qualitätsmerkmal macht.

Für Mandanten ist der CFA ein Signal für hohe Fachkompetenz, analytische Exzellenz und höchste ethische Standards. In einer Branche, in der Vertrauen und Professionalität zentrale Rollen spielen, steht der CFA daher für Verlässlichkeit und fundiertes Wissen.

Weltweit gibt es inzwischen über 190.000 CFA-Charterholder in mehr als 160 Ländern, die führende Positionen in Asset Management, Investment Banking, Beratung und Vermögensverwaltung besetzen, was ein klares Signal für Kompetenz und Integrität ist. Als Charterholder erklärt man außerdem, dass man stets höchste professionelle Standards einhält.

Wer also den CFA trägt, dokumentiert nicht nur fachliche Tiefe, sondern auch die Bereitschaft, über Jahre hinweg Disziplin und Engagement in eine Weiterbildung zu investieren. Damit gilt der Titel als Goldstandard für Investment Professionals.


Investmentphilosophie

Als Senior Partner der Deutschen Wertpapiertreuhand bieten wir exklusiven Zugang zu unseren Vermögensverwaltungsstrategien. Dabei nimmt die Deutsche Wertpapiertreuhand die Rolle des Vermögensverwalters ein.

Investmentphilosophie

Unsere Investmentphilosophie folgt einem strukturierten und wissenschaftlich fundierten Ansatz. Wir sind überzeugt, dass eine quantitative Investmentstrategie langfristig stabilere und vielversprechendere Ergebnisse liefert.

Wir vertreten zudem die Meinung, dass jedes Portfolio – je nach strategischer Ausrichtung – sowohl innerhalb als auch über Anlageklassen hinweg einen ausreichenden Grad an Diversifikation aufweisen sollte. Somit schließen wir konzentrierte Portfolios, die sich nur auf einige wenige Investments oder Themen fokussieren, kategorisch aus.

Zudem verfolgen wir eine werthaltige, konstante und langfristige Anlagepolitik. Daher finden hochspekulative Anlageformen in unserer Portfoliokonstruktion keine Berücksichtigung.

Unser Investmentansatz zielt auf eine stabile Ertragsentwicklung und basiert auf einer Vielzahl fein abgestimmter Investmentstrategien. Dabei kombinieren wir hauseigene, von uns gemanagte computergestützte Strategien mit externen Ansätzen von sorgfältig ausgewählten Investmentmanagern.

Das Fundament unserer Vermögensverwaltung bildet dabei unser makroökonomisches Zustandsmodell, das als Grundlage für die Steuerung der Portfolios dient und auf dem Wissen moderner finanzmathematischer Forschung und Kenntnissen fußt.

Das makroökonomische Zustandsmodell als Fundament unserer Vermögensverwaltung

Unser Modell segmentiert die globale Konjunktur in unterschiedliche Zustände, deren Bestimmung auf einer umfassenden Analyse makroökonomischer Daten und statistischer Modelle basiert. Dabei haben wir vier zentrale Wirtschaftsphasen identifiziert, die wir als Zustände (engl. „states“) S1, S2, S3 und S4 bezeichnen.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Investmentstrategien und Asset-Klassen in spezifischen Zuständen besonders erfolgversprechend sind. Daher haben wir für jeden Zustand ein individuell angepasstes Zustandsportfolio entwickelt. Diese Portfolios kombinieren die oben erwähnten Investmentkonzepte, die optimal auf die charakteristischen Anforderungen des jeweiligen Zustands ausgerichtet sind, um vielversprechende Investitionsergebnisse zu erzielen.

Je nach von uns berechneten Zustand investieren wir dann in eines der Zustandsportfolios. Die nachstehenden Grafiken zeigen die Logik dieses Prozesses.

Abbildung 1: Logik des Zustandsmodells in Periode 1

Abbildung 1: Logik des Zustandsmodells in Periode 1

Abbildung 2: Logik des Zustandsmodells in Periode 2

Abbildung 2: Logik des Zustandsmodells in Periode 2

Individuelle Anlagestrategien für jeden Anleger

Jeder Anleger ist individuell und hat seine eigene Risikoneigung. Um dieser Individualität gerecht zu werden, bieten wir Zugang zu verschiedenen Strategieausrichtungen. Diese variieren in der Risikobereitschaft und der Auswahl der zugrunde liegenden Investmentstrategien, bleiben jedoch stets der oben beschriebenen Investmentphilosophie treu.

Durch diese Flexibilität können wir sicherstellen, dass jedes Portfolio optimal auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele unserer Mandanten abgestimmt ist.

Fazit

Unsere verschiedenen Strategieausrichtungen gewährleisten, dass der Investmentprozess flexibel bleibt und sich den individuellen Bedürfnissen unserer Mandanten anpasst. Dabei bleibt unsere quantitative Investmentphilosophie stets der Kern unseres Handelns, unabhängig von der vom Investor gewählten Strategieausrichtung.


Was ist eine Vermögensverwaltung?

  • Die Aufgabe einer Vermögens­verwaltung ist, das Vermögen ihrer Mandanten zu managen und zu optimieren.
  • Bei einer Vermögensverwaltung ist der nachhaltiger Anlageerfolg wichtiger als ein schneller Gewinn. Es wird daher nicht mit dem anvertrauten Vermögen spekuliert, sondern auf eine systematische und zielgerichtete Vermögensbildung über entsprechende Investments gesetzt.
  • Qualifizierte Vermögensverwalter bieten eine individuelle Betreuung.
  1. Finanzielle Ziele der Vermögensverwaltung und Unabhängigkeit
  2. Für wen ist eine Vermögensverwaltung geeignet?
  3. Sicherheit und rechtlicher Rahmen
  4. Unterschiede zur Anlagevermittlung und Vorteile einer unabhängigen Vermögensverwaltung
  5. Wie lässt sich Vermögensverwaltung und Finanzplanung vereinen?
  6. Fazit

Unter Vermögensverwaltung versteht man das professionelle Management von Vermögen, um die definierten finanziellen Ziele des Mandanten zu erreichen. Dabei übernimmt der Vermögensverwalter sowohl eine beratende als auch eine umsetzende Rolle. Ein qualifizierter Vermögensverwalter trifft eigenständige Anlageentscheidungen im Rahmen der gemeinsam festgelegten Strategie und sorgt für eine zielgerichtete Entwicklung des Vermögens.

Zu den allgemeinen Zielen der Vermögensverwaltung zählen:

  • Vermögenswachstum
  • Vermögenserhalt

Vermögensverwalter legen Wert auf eine breite Diversifikation des Portfolios und können, je nach Risikoneigung des Kunden, Investments unterschiedlicher Risikoklassen eingehen.

Ist eine Vermögensverwaltung unabhängig, dann ist sie nicht an bestimmte Produkte oder Anbieter gebunden sind. Dadurch ermöglicht es dem Vermögensverwalter, aus sämtlichen Anlagemöglichkeiten die besten Investitionen im Interesse der Mandanten auszuwählen.

Eine Vermögensverwaltung eignet sich für Menschen, die wissenschaftlich, strukturiert und individuell ihr Vermögen planen und verwalten lassen möchten und eine echte Alternative zu Banken und Versicherungen suchen.

Sie eignet sich insbesondere für Menschen, die sich nicht zutrauen, ihr Vermögen selbst zu verwalten, oder die ihre Zeit lieber anderweitig nutzen möchten.

Die Vermögensverwaltung basiert auf einem Treuhandverhältnis: Das Vermögen des Mandanten bleibt stets Sondervermögen und ist somit auch im Fall einer Insolvenz des Verwalters geschützt. Die rechtliche Grundlage der Vermögensverwaltung bildet das Kreditwesengesetz. Vermögensverwalter benötigen eine Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zur Finanzportfolioverwaltung.

Mandanten behalten jederzeit die Kontrolle und natürlich Eigentum über ihr Vermögen und können auch jederzeit darauf zugreifen. Der Vermögensverwalter hat lediglich eine Handlungsvollmacht, um seine Investmentstrategie umzusetzen.

Seriöse Vermögensverwalter zeichnen sich durch ihre Mitgliedschaft im Berufsverband VuV (Verband unabhängiger Vermögensverwalter) sowie entsprechende Qualifikationen, wie etwa den CFA (Chartered Financial Analyst), aus.

Bei der Vermögensverwaltung bezahlt der Mandant einen festen Honorarsatz. Der Vermögensverwalter erhält keine Provisionen und gibt in der Regel alle Provisionen an den Mandanten zurück.

Zu den wesentlichen Vorteilen einer Vermögensverwaltung gehören der exklusive Zugang zu modernen Investmentstrategien, aktives Risikomanagement und transparentes Reporting. Ein solches Gesamtkonzept steht Privatanlegern ohne Vermögensverwalter normalerweise nicht zur Verfügung.

Zudem profitieren Mandanten von einer professionellen und neutralen Beratung, die unabhängig von Produktvorgaben erfolgt. Durch die laufende Überprüfung der Anlagestrategie und regelmäßige Berichte bleibt die Verwaltung flexibel und anpassungsfähig, um den langfristigen Zielen des Mandanten gerecht zu werden.

Die Vermögensverwaltung ist ein Bestandteil der umfassenderen Finanzplanung, kann jedoch auch unabhängig betrachtet werden. Während die Finanzplanung das Gesamtbild umfasst – einschließlich Immobilien, alternativen Investments, Steuern, Erbschaft und Nachfolge – konzentriert sich die Vermögensverwaltung auf die Geldanlage an den internationalen Kapitalmärkten.

Die Dr. Bernhardt Finanzplanungs GmbH bietet Zugang zur Deutschen Wertpapiertreuhand, einem führenden unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland. Dr. Matthias Bernhardt fungiert als Senior Partner, Portfoliomanager und Vermögensverwalter im Namen der Deutschen Wertpapiertreuhand. Im Fokus aller Anlagestrategien steht eine quantitative Investmentphilosophie.

Die Vermögensverwaltung ist eine ideale Lösung für Anleger, die langfristig investieren und von professionellem Management profitieren möchten. Sie kombiniert Professionalität, Flexibilität und individuell angepasste Strategien für eine nachhaltige Vermögensentwicklung.


Verlust- und Steuertöpfe

Die Besteuerung von Kapitalerträgen in Deutschland ist komplex und unterliegt verschiedenen Regelungen, die darauf abzielen, einen fairen und ausgewogenen Steueransatz zu gewährleisten.

Erträge aus Wertpapiergeschäften werden grundsätzlich mit der Kapitalertragssteuer oder der Quellensteuer versteuert. Allerdings werden die erzielten Gewinne zunächst mit angefallenen Verlusten verrechnet. Dabei stehen grundsätzlich sog. Verlusttöpfe den Steuertöpfen gegenüber.

Es gilt aber zu beachten, dass die Verluste aus Aktiengeschäften (=Verlusttopf Aktien) getrennt von anderen Wertpapieren, wie z.B. ETFs und andere Fonds, Dividenden oder Zinsen (=Verlusttopf Sonstiges) verrechnet werden.

Dabei gilt zu beachten:

  • Gewinne aus dem Steuertopf Sonstige, können nur mit den Verlusten aus dem Verlusttopf Sonstige verrechnet werden.
  • Gewinne aus dem Steuertopf Aktien können mit den Verlusten aus dem Verlusttopf Aktien und aus dem Verlusttopf Sonstige verrechnet werden.
  • Verluste aus dem Verlusttopf Aktien können nur mit dem Steuertopf Aktien verrechnet werden.
  • Wenn nach der vollständigen Verrechnung ein Gewinn bleibt, wird dieser mit dem Steuerpauschbetrag belastet.
  • Bleibt auch danach noch ein Gewinn übrig, wird darauf die Abgeltungssteuer fällig.
  • Seit dem 01.01.2022 können Verluste aus Termingeschäften nicht mehr mit einem Verlusttopf verrechnet werden. Eine Verrechnung erfolgt hier über die Steuererklärung und damit der Anwendung des persönlichen Steuersatzes.

Musste der Investor bereits Quellensteuer im Ausland bezahlen und diese wurde noch nicht auf die Abgeltungssteuer in Deutschland angerechnet, wird diese anrechenbare Quellensteuer in einem dritten Topf (=Quellensteuertopf) berücksichtigt. Während bei den andere beiden Verlusttöpfen je ein Steuertopf komplementär gegenübersteht, ist dies bei der Quellensteuer nicht der Fall. Der Quellensteuertopf steht damit allein.

Beispiel 1

  • Realisierte Aktiengewinne: 1.000 EUR (Steuertopf Aktien)
  • Realisierte Aktienverluste: 600 EUR (Verlusttopf Aktien)
  • Realisierter ETF-Verlust: 300 EUR (Verlusttopf Sonstige)
  • Realisierte Zinseinnahme: 50 EUR (Steuertopf Sonstige)

Die Aktiengewinne von 1.000 EUR werden mit den Aktienverlusten verrechnet, also bleiben 400 EUR Gewinn übrig. Der Verlust aus den ETF Verkäufen kann mit den Zinseinnahmen gegengerechnet werden, sodass ein Verlust von 250 EUR bleibt. Dieser kann allerdings mit den 400 EUR aus den Aktiengewinnen verrechnet werden, sodass ein steuerlich relevanter Gewinn von 150 EUR bleibt. Diese 150 EUR bilden dann die Berechnungsgrundlage für die Kapitalertragssteuer.

Beispiel 2

  • Erhaltene Dividende: 250 EUR (Steuertopf Sonstiges)
  • Verlusttopf Sonstiges: 0 EUR
  • Freibetrag ist bereits ausgeschöpft
  • Realisierte Aktiengewinne: 0 EUR (Steuertopf Aktien)
  • Realisierte Aktienverluste: 250 EUR (Verlusttopf Aktien)

Da der Investor keine sonstigen Verluste hatte, kann der erhaltenen Dividende nichts gegengestellt werden, auch nicht die realisierten Verluste aus den Aktiengeschäften. Damit fällt auf die vollen 250 EUR die Abgeltungssteuer an. Der Aktienverlust kann auch nicht verwendet werden, da dieser nur auf Aktiengewinne anrechenbar ist. In diesem Fall würde der Verlusttopf Aktien unangetastet bleiben.

Beispiel 3

  • Aktiengewinne: 10.000 EUR (Steuertopf Aktien)
  • Aktienverluste: -5.000 EUR (Verlusttopf Aktien)
  • Quellensteuer auf US Aktien: 1.000 EUR (Quellensteuertopf)

Beträgt zunächst auf der Aktienseite die steuerliche Bemessung 5.000 EUR (10.000 EUR – 5.000 EUR), wird davon die bereits bezahlte Quellensteuer abgezogen. Berücksichtigt man zudem den Freibetrag von 1.000 EUR lautet die steuerliche Bemessung 3.000 EUR.

Möchten Sie Ihr Depot beispielsweise aus Kostengründen von einer Bank auf eine andere Bank übertragen, dann können Sie Ihre Verlusttöpfe mitnehmen. Dies ist allerdings nur möglich, wenn Sie Ihr gesamtes Depot übertragen.

Der Gesetzgeber behandelt die verschiedenen Töpfe zum Jahreswechsel unterschiedlich. Der Steuertopf und der Quellensteuertopf werden am 31.12. auf null gesetzt und es wird entsprechend die aufgelaufene Steuer entrichtet.

Die Verlusttöpfe Aktien und Sonstige werden auch im neuen Jahr weitergeführt. Dabei werden aufgelaufene (also nicht verrechnete Verluste) zu späteren Zeitpunkten noch zur Minderung künftiger Gewinne verwendet.

Eine beispielhafte Aufstellung kann wie folgt ausschauen.

29.12.202203.01.2023
Gewinne/Verluste Aktien-5.000-5.000
Verlustverrechnungstopf Aktien-5.000-5.000
Gewinne/Verluste Sonstige20.0000
Verlustverrechnungstopf Sonstige00
In Anspruch genommener Freibetrag8010
Verbleibender Freibetrag01.000
Anrechenbare ausländische Quellensteuer00
Abgeführte Kapitalertragsteuern inkl. Soli*5.236,030
Angerechnete ausländische Quellensteuer13,790
Beispielhafte Aufstellung der Steuer- und Verlusttöpfe. *Kirchensteuer wurde nicht berücksichtigt.

Der Freibetrag wurde von 801 EUR auf 1.000 EUR (Paare 2.000 EUR) erhöht Ende 2022 betrug der Verlusttopf Aktien -5.000 EUR. Weil keine Gewinne anfielen, wurde dieser Topf ins Jahr 2023 übertragen. Den sonstigen Gewinnen von 20.000 EUR stehen keine Verluste gegenüber. Diese 20.000 EUR Gewinn werden besteuert und der Steuertopf Sonstiges dann zu Beginn des neuen Jahres auf 0 zurückgesetzt. Ebenso wird der Quellensteuertopf am Jahresende wieder auf Anfang gestellt.


Quellensteuer und Doppelbesteuerungsabkommen

  1. Was ist eine Quellensteuer?
  2. Beispielrechnung für die Schweizer Quellensteuer
    2.1 Berechnung
    2.2 Rückerstattung der CHF Quellensteuer
  3. Was ist der Unterschied zwischen der Abgeltungssteuer und der Kapitalertragssteuer?
  4. Was ist ein Doppelbesteuerungsabkommen?

1. Was ist eine Quellensteuer?

Die Quellensteuer ist eine Form der Besteuerung, bei der die Steuer auf Einkommen direkt an der Quelle erhoben wird, bevor sie dem Empfänger ausgezahlt wird. Sie kommt vor allem in Ländern vor, die internationale Zahlungen wie Dividenden, Zinsen oder Lizenzgebühren an ausländische Personen oder Unternehmen leisten. Das Ziel der Quellensteuer ist es, sicherzustellen, dass ausländische Steuerpflichtige ihre Steuerverpflichtungen erfüllen, indem die Steuer bereits an der Quelle abgezogen und an die Steuerbehörden weitergeleitet wird. Allerdings haben diese ausländischen Steuerzahler ebenfalls die Möglichkeit, eine Rückerstattung der einbehaltenen Quellensteuer zu beantragen und somit eine Doppelbesteuerung zu vermeiden.

2. Beispielrechnung für die Schweizer Quellensteuer

Das Schweizer Pharmaunternehmen Novartis zahlte ihren Aktionären am 13. März 2023 für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 3.20 CHF je Aktie.

2.1 Berechnung

Ein Investor war im Besitz von 100 Aktien und hatte somit einen Anspruch auf 320 CHF Dividende. Bei einem Wechselkurs von 1,019 CHF/EUR sind das 326,06 EUR Bruttodividende. Davon werden 114,12 EUR Quellensteuer abgezogen (35% Schweizer Quellensteuer).

Anschließend werden noch die für deutsche Anleger bekannte Kapitalertragsteuer sowie der Solidaritätsbeitrag in Höhe von insgesamt 34,40 EUR fällig.

Am Ende bleibt dem Anleger somit eine Nettodividende von 177,54 EUR, was einer Steuerlast von 45,55% entspricht.

In diesem Beispiel hat der Anleger einen Anspruch auf 20% (dabei handelt es sich um einen fixen Wert, der seitens der Schweiz festgelegt wird) der Schweizer Quellensteuer, was in diesem Beispiel dem Betrag von 64 CHF bzw. 65,22 EUR entspricht.

Dem aufmerksamen Leser fällt auf, dass die Kapitalertragssteuer in Euro 16,2% betrug. Wenn man nun aber den zurückholbaren Betrag in Euro zur obige Nettodividende von 177,54 EUR addiert, erhält man die gewohnte Steuerlast von 25,55%.

2.2 Rückerstattung der CHF Quellensteuer

Um sich die Schweizer Quellensteuer rückerstatten zu lassen, benötigt man zunächst ein Benutzerkonto auf dem Schweizer Finanzportal https://eportal.admin.ch/start. Mit einer Steuernummer und der Steuer-ID lässt sich dieses relativ einfach einrichten. Dann kann es mit der Rückerstattung losgehen. Die Schweizer Quellensteuer lässt sich für die vergangenen 3 Jahre rückerstatten. Ältere Ansprüche verfallen. Somit kann man sich beispielsweise die Dividenden von 2020, 2021 und 2022 bis Ende 2023 rückerstatten lassen. Wichtig für die Anerkennung der Quellensteuer ist der sogenannte „Tax Voucher“, den man sich von der depotführenden Bank für jedes im Depot befindliche Unternehmen ausstellen lassen kann. Er bestätigt, dass die gesamte Quellensteuer ordnungsgemäß an die zuständige Finanzbehörde abgeführt wurde.

Zunächst erstellt man einen „Antrag auf Rückerstattung der schweizerischen Verrechnungssteuer“ und trägt die entsprechenden Wertpapiere ein. Dazu muss ebenfalls der jeweilige Tax Voucher eingescannt und hochgeladen werden. Anschließend muss der Rückerstattungsantrag ausgedruckt und vom deutschen Wohnsitzfinanzamt bestätigt werden.

Abschließend kann der unterschriebene Antrag an die Eidgenössiche Steuerverwaltung ETSW an die Eigerstraße 65, 3003 Bern geschickt werden und nach einigen Wochen wird das Geld auf das angegebene Konto überwiesen.

3. Was ist der Unterschied zwischen der Abgeltungssteuer und der Kapitalertragssteuer?

Bei der Besteuerung von Kapitaleinkünften treten neben dem Begriff der Quellensteuer oft die Begriffe Abgeltungssteuer und Kapitalertragssteuer vermehrt auf.

Die Abgeltungssteuer bzw. Kapitalertragssteuer ist eine Form der Quellensteuer und fällt auf Kapitalerträge (Zinsen, Dividenden und Kursgewinne) an. Man spricht von der Abgeltungssteuer, wenn inländische Banken die Steuer automatisch an die Finanzämter abführen. Dadurch ist die individuelle Steuerschuld „abgegolten“. Die Rechtsgrundlage im Einkommenssteuergesetz bildet dafür §32d EstG.

Von der Kapitalertragssteuer wird gesprochen, wenn Banken nicht automatisch die Steuerschuld abführen.

Für den Steuerzahler ist es aber letztendlich irrelevant, ob man es sich um eine Abgeltungssteuer oder um eine Kapitalertragssteuer handelt, die Höhe der Steuerschuld ist in beiden Fällen identisch.

4. Was ist ein Doppelbesteuerungsabkommen

Hat ein Investor ein globales Aktienportfolio und damit eine Vielzahl an ausländischen Wertpapieren und damit anrechenbaren Quellensteuern, kann die Rückholung der Quellensteuer sehr schnell sehr aufwändig werden. Um das zu umgehen, hat Deutschland mit einigen Staaten ein Doppelbesteuerungsabkommen beschlossen.

Ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) ist eine internationale Vereinbarung zwischen zwei Ländern, die darauf abzielt, die Doppelbesteuerung von Kapitalerträgen zu verhindern. Eine Doppelbesteuerung tritt auf, wenn ein Anleger in zwei verschiedenen Ländern steuerpflichtig ist und beide Länder die gleichen Erträge besteuern wollen.

Das DBA legt fest, wie die Besteuerungsrechte zwischen den beteiligten Ländern aufgeteilt werden. Es definiert, welches Land das Recht hat, Steuern auf Kapitaleinkünfte zu erheben, und welches Land auf eine Steuererhebung verzichtet oder eine Steuerrückzahlung gewährt, um Doppelbesteuerung zu verhindern.

Beispiel Coca Cola

Coca Cola hat einem Anleger 2023 eine Brutto-Dividende von 84,06 EUR bezahlt. Der Investor musste darauf eine Quellensteuer in Höhe von 12,61 EUR sowie die Abgeltungssteuer von 8,41 EUR zuzüglich dem Solidaritätsbeitrag von 0,46 EUR entrichten. Nach Abzug der gesamten Steuerlast bleibt eine Netto-Dividende von 62,58 EUR, was einer gesamten Steuerlast von 25,55% entspricht.

Weil Deutschland mit den Vereinigten Staaten ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen hat und die Steuerlast direkt von der beteiligten inländischen Bank abgeführt wird, spricht man in diesem Fall von der Abgeltungssteuer. Im obigen Schweizer Beispiel hingegen fiel lediglich der Begriff der Kapitalertragssteuer.


Inflation

Was ist Inflation und wie entsteht sie?

Die Inflation ist ein anhaltender Prozess, bei dem das allgemeine Preisniveau kontinuierlich ansteigt und das Geld an Wert verliert. Wichtig dabei sind die Wörter anhaltend und allgemein. Man spricht nicht von Inflation, wenn sich Preise von einigen wenigen Gütern nur kurzzeitig erhöhen (z.B. durch Missernte oder Streik).

Inflation kann drei Ursachen haben, nämlich Nachfrageinflation, Angebotsinflation oder Geldmengeninflation.

Bei der Nachfrageinflation (engl. Demand-pull inflation) steigt die Nachfrage nach Gütern stärker als das Angebot. Dies kann durch einen Anstieg des privaten Konsums, private und staatliche Investitionen oder die Nachfrage aus dem Ausland verursacht werden. Wenn die Unternehmen mit der Produktion nicht Schritt halten können, erhöhen sie die Preise, um das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage wiederherzustellen.

Die Angebotsinflation kann in Kosteninflation (engl. Cost-push inflation) und Gewinninflation unterteilt werden. Bei der Kosteninflation steigen die Produktionskosten, zum Beispiel aufgrund gestiegener Rohstoffpreise oder höherer Lohnkosten, schneller als die Produktivität der Unternehmen. Dies zwingt die Unternehmen dazu, die Preise anzuheben, um ihre Kosten zu decken. Die Gewinninflation hingegen entsteht durch flächendeckende Marktmacht, wie zum Beispiel Monopole, die ein höheres Preisniveau durchsetzen können. Allerdings ist die Kosteninflation relevanter und häufiger anzutreffen.

Die Geldmengeninflation tritt auf, wenn die Geldmenge schneller wächst als die Produktion von Waren und Dienstleistungen. Dies geschieht, wenn beispielsweise die Zentralbank mehr Geld in Umlauf bringt, als für die wirtschaftliche Entwicklung erforderlich ist. Lesen Sie mehr zu Geldmenge, Geldschöpfung und Zentralbank. Wenn zu viel Geld auf zu wenige Güter trifft, erhöhen sich in der Regel die Preise. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Immobilienmarkt, bei dem Kredite aufgenommen werden, um bereits vorhandene Immobilien zu kaufen. Dadurch fließt zwar viel Geld in den Immobilienmarkt, jedoch erhöht dies nicht das Bruttoinlandsprodukt (da die Häuser bereits existieren), und die Preise steigen automatisch an.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Inflation ein komplexes Phänomen ist und von vielen Faktoren beeinflusst wird. Zudem können sich die Auswirkungen der Inflation je nach Wirtschaftssystem und Zeitraum unterscheiden.

Wie misst man Inflation?

Die Messung der Inflation erfolgt in der Regel durch die offiziellen Statistikbehörden, wie beispielsweise das Statistische Bundesamt in Deutschland. Dabei wird der sogenannte Verbraucherpreisindex (VPI) verwendet.

Der VPI stellt einen repräsentativen Warenkorb dar, der die Waren und Dienstleistungen enthält, die ein durchschnittlicher Privathaushalt in Deutschland für Konsumzwecke verwendet. Dieser Warenkorb umfasst verschiedene Kategorien wie Lebensmittel, Verkehrsmittel, Freizeitaktivitäten, Reparaturen usw.

Monatlich werden die Preise für die im Warenkorb enthaltenen Güter und Dienstleistungen manuell erhoben. Dabei werden auch indirekte Preiserhöhungen, wie beispielsweise eine Verringerung des Inhalts bei gleichbleibendem Preis, sowie Qualitätsentwicklungen berücksichtigt. Die erhobenen Preise werden gewichtet und zu einem Gesamtwert zusammengeführt, der den Verbraucherpreisindex darstellt.

Der Verbraucherpreisindex dient als wichtige Messgröße, um die Inflation zu beobachten und zu analysieren. Er ermöglicht es, Trends im Preisniveau zu identifizieren und die Kaufkraft des Geldes im Laufe der Zeit zu beurteilen.

Weil in die Inflationsberechnung auch sehr schwankungsanfällige Güter, wie z.B. Energie- und Nahrungsmittelpreise mit einfließen, werden in der Kerninflation solche volatilen Preisbewegungen ausgeklammert. Durch eine solche spezifische Maßnahme zur Messung der Inflation erhält man ein genaueres Bild der langfristigen Inflationstrends. Im Gegensatz zur Gesamtinflation, die alle Preise umfasst, konzentriert sich die Kerninflation auf einen Kernbereich der Preise, der als stabiler angesehen wird.

Durch die Fokussierung auf stabilerere Preise ermöglicht die Kerninflation eine genauere Beurteilung der zugrunde liegenden Inflationstrends.

Eine vorgelagerte Rolle der Messung von Preissteigerungen nimmt der Produzentenpreisindex (PPI) ein, der die Veränderungen der Preise von Waren und Dienstleistungen misst, die auf Vorleistungsebene stattfinden. Der PPI gibt Einblicke in die Preisentwicklung in frühen Produktionsstufen und kann als Indikator für zukünftige Veränderungen des Verbraucherpreisindex dienen.

Die verschiedenen Arten der Inflationsmessung dienen dazu, ein umfassendes Bild der Inflation zu erhalten und die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Verbraucher zu verstehen. Jede Methode hat ihre eigenen Vorteile und Einschränkungen, und daher ist es oft sinnvoll, mehrere Maßnahmen zu betrachten, um ein umfassendes Bild der Inflationssituation zu erhalten.

Was ist die Inflationsrate?

Die Inflationsrate ist nun die prozentuale Veränderung des VPI von einem Monat zum gleichen Monat des Vorjahres. Möchte man also wissen, wie hoch die Inflationsrate im Juli eines Jahres ist, dividiert man den aktuellen Juli-Wert des VPI durch den Juli-Wert des vergangenen Jahres.

Warum eine sinkende Inflationsrate ein Trugschluss ist!

Aus zwei Gründen kann die Betrachtung der Inflationsrate allein zu einem Missverständnis führen. Zunächst sagt die Inflationsrate nichts über das Preisniveau selbst aus, sondern nur etwas über die Geschwindigkeit, mit der die Preise steigen.

Eine niedrigere Inflationsrate bedeutet nicht zwangsläufig fallende Preise, sondern lediglich einen langsameren Anstieg der Preise. Das Preisniveau selbst kann immer noch hoch sein.

Zweitens kann der Basiseffekt zu Verzerrungen führen. Wenn die Preise in der Vergangenheit stark angestiegen sind, kann dies zu einer vermeintlich niedrigeren Inflationsrate führen, wenn die aktuellen Preiserhöhungen im Vergleich dazu geringer sind. Anhand eines kleinen Beispiels soll das veranschaulicht werden. Angenommen, wir haben eine beliebige Zahlenreihe

100, 101, 102, 103, 115, 116, 117, 118

und möchten den prozentualen Unterschied zwischen dem heutigen Wert und dem Wert von vor drei Beobachtungen wissen. Das heißt, wir bilden die prozentuale Relation von 100 zu 103, was 3% entspricht. Als nächstes berechnen wir den Anstieg von 101 zu 115, was in etwa 14% ergibt. Führen wir dies weiter fort, erhalten wir eine Reihe mit prozentualen Veränderungen

3%, 14%, 14%, 14%, 3%

Bei der letzten Zahl haben wir nur noch einen Anstieg von 3% und nicht mehr von 14%. Das liegt daran, dass wir die 118 auf das erhöhte Niveau von 115 beziehen und somit automatisch kleinere prozentuale Veränderungen erreichen.

Was bedeutet eine hohe Inflation für die Realwirtschaft?

Eine hohe Inflation kann zu ernsthaften und sogar gefährlichen Problemen in der Realwirtschaft führen.

Zunächst führt sie zu einem Verlust der Kaufkraft, da die Menschen für das gleiche Geld weniger Waren und Dienstleistungen erhalten. Dieser Kaufkraftverlust trifft insbesondere die untere Einkommensschicht schwer und führt zu einer ungewollten Umverteilung von Vermögen.

Darüber hinaus erzeugt hohe Inflation Unsicherheit über zukünftige Preise. Menschen tendieren dazu, ihre Ausgaben vorzuziehen und lieber heute zu kaufen als morgen, aus Sorge, dass die Preise weiter steigen könnten. Dies verstärkt die Nachfrage in der Gegenwart und treibt die Preise weiter an. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass man zu Beginn einer Periode starker Inflation erst einmal eine ungewöhnlich starke Nachfrage sieht.

Ein weiteres Problem ist die Lohn-Preis-Spirale. Bei hoher Inflation fordern Arbeitnehmer und Gewerkschaften oft höhere Löhne, um mit den gestiegenen Kosten Schritt zu halten. Wenn Unternehmen diese steigenden Lohnkosten auf ihre Produkte überwälzen, führt dies zu einer weiteren Preiserhöhung. Es entsteht ein Teufelskreis, bei dem die gestiegenen Gehälter den Kaufkraftverlust durch höhere Preise nicht ausgleichen können.

Hohe Inflation kann auch die Investitionsbereitschaft von Unternehmen beeinträchtigen. Die Unsicherheit über zukünftige Preise und Kosten führt oft dazu, dass Unternehmen Investitionen zurückhalten oder Projekte verschieben. Dies kann die wirtschaftliche Aktivität und das Wachstum beeinträchtigen.

Insgesamt belastet eine hohe Inflation die Realwirtschaft, indem sie die Kaufkraft verringert, Unsicherheit erzeugt und unerwünschte Effekte wie die Lohn-PreisSpirale verursacht. Es ist von großer Bedeutung, dass Regierungen und Zentralbanken Maßnahmen ergreifen, um die Inflation in einem moderaten und stabilen Bereich zu halten. Dadurch wird die wirtschaftliche Stabilität gewährleistet und das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen gestärkt.

Wie kann man Inflation bekämpfen?

Wie wir oben gesehen haben ist Inflation nicht gleich Inflation. Entsteht Inflation auf der Nachfrageseite, kann man sie relativ zügig wieder in den Griff bekommen. Notenbanken können prinzipiell mit Hilfe ihrer Zinspolitik die Inflation beeinflussen. Wie wir aus dem Artikel wissen, wirkt sich eine Änderung des Leitzinses auf die Kreditvergabe von Banken aus. Wenn weniger Kredite vergeben werden und aufgrund der gestiegenen Zinsen die Menschen mehr sparen und weniger konsumieren, dann wird im Allgemeinen weniger nachgefragt und die Preise sinken.

Findet die Inflation ihren Ursprung hingegen auf der Angebotsseite, ist es nicht so einfach, die hohen Preise durch Geld- und Zinspolitik wieder einzufangen. Allgemein werden bei einer Angebotsinflation (Kosteninflation) die Preise von erhöhten externen bzw. nicht beeinflussbaren Herstellungskosten getrieben (z.B. hohe Rohölpreise, Lieferverzögerungen etc.). In diesem Fall kann die Notenbank mit ihren zinspolitischen Instrumenten die Inflation nicht vollständig bekämpfen, sondern nur eindämmen.

Eine langfristige Strategie zur Bekämpfung von Inflation besteht darin, ein Preisstabilitätsziel zu verfolgen. Dabei legen Zentralbanken ein Inflationsziel fest und setzen ihre geldpolitischen Instrumente ein, um die Inflation in der Nähe dieses Ziels zu halten. In der Regel liegt dieses Inflationsziel bei knapp untere 2 % pro Jahr. Dies kann das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen in die Preisstabilität stärken und langfristig zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen.

Es dürfte wenig überraschen, dass die effektive Bekämpfung der Inflation eine komplexe Aufgabe ist und verschiedene Maßnahmen miteinander kombiniert werden müssen. Die Wahl der geeigneten Instrumente hängt von der Ursache der Inflation und der wirtschaftlichen Situation ab.

Was bedeutet Inflation für einen Anleger?

Prinzipiell unterscheiden Anleger zwischen einer nominalen und einer realen Rendite und dann nochmals zwischen einer Brutto- und Nettobetrachtung.

Die nominale Rendite ist die Rendite, die durch das Halten des Wertpapiers entsteht. Bei Aktien zum Beispiel Kursbewegungen plus Dividendenzahlungen, bei Anleihen Kursbewegungen und Zinszahlungen.

Zieht man von dieser Nominalrendite die Inflationsrate ab, so erhält man die Realrendite.

Bei der Finanzplanung spielt es eine zentrale Rolle, auch die Steuern zu berücksichtigen. Kommt man dem nicht nach, überschätzt man signifikant das Erreichen der finanziellen Ziele.

Berücksichtigt man also Steuern, dann sollte man zuerst von der nominalen Bruttorendite den zu leistenden Steuersatz abziehen, um die nominale Nettorendite zu erhalten und von dieser die Inflationsrate. Als Ergebnis erhält man die reale Nettorendite.

Es gilt also, dass Inflation nicht nur in der Realwirtschaft erheblichen Einfluss nimmt, sondern auch in der Finanzwirtschaft.

Blanchard, O., & Illing, G. (2009). Makroökonomie. Pearson Deutschland GmbH. Burda, M., & Wyplosz, C. (2018). Makroökonomie: eine europäische Perspektive. Vahlen. Doan Van, D. (2020). Money supply and inflation impact on economic growth. Journal of Financial Economic Policy, 12(1), 121-136. Totonchi, J. (2011). Macroeconomic theories of inflation. In International conference on economics and finance research (Vol. 4, No. 1, pp. 459-462).


Wie funktioniert unser Geldsystem? – Teil 4: Eine kritische Betrachtung unseres Geldsystems

Die grundlegenden Zusammenhänge in den Teilen 1 und 2 aufgezeigt, möchten wir uns jetzt genauer mit der Thematik befassen und der Frage nachgehen, warum unser Wirtschaftssystem immer neue Kredite braucht, um zu existieren. Um das zu verstehen sollten wir ganz vorne beginnen.

Wir haben bereits gesehen, dass Banken Kredite aus dem Nichts erzeugen. Folglich muss es einen Tag X gegeben haben, an dem das erste Mal Geld geschöpft wurde. Betrachten wir diesen Fall einmal genauer.

Angenommen, es existiert kein Geld. Nun aber möchte eine Familie ein Haus bauen und benötigt dafür 1.000 EUR. Weil es noch kein Geld gibt, geht die Familie zur Bank, die ihr wie von Zauberhand 1.000 EUR auf ihr Konto gutschreibt.

Ein Handwerksunternehmen baut das Haus und die Familie überweist das Geld auf das Konto des Handwerkers. Der Handwerker verteilt das Geld wiederum auf seine Mitarbeiter (Löhne), begleicht Materialrechnungen usw.

Jeder weiß aber, dass man den Kredit nicht umsonst bekommt – es werden Zinsen fällig, nehmen wir an, insgesamt 100 EUR. Wir erinnern uns, es existieren insgesamt nur 1.000 EUR. Woher sollen also die fehlenden 100 EUR für die fälligen Zinsen genommen werden?

Die Antwort liegt auf der Hand, sie müssen neu geschaffen werden. Und wie schöpft man Geld? Durch Schulden! Nur so können die Zinsen bezahlt werden.

Mit dem Gewinn von einem Unternehmen verhält es sich genauso. Betrachten wir nochmal den Handwerksbetrieb. Um einen Gewinn zu erwirtschaften bedarf es mehr Einnahmen als Ausgaben. Der Unternehmer könnte seine Ausgaben senken, indem er eine Maschine kauft, die effizienter arbeitet. Mit anderen Worten: Er muss investieren.

Die existierenden 1.000 EUR aber hat der Handwerker ja nicht mehr, er musste davon Material und Arbeiter bezahlen. Was bleibt dem Handwerker also übrig? Er muss einen Kredit beantragen und damit wird die Investition zur Schuld, auf die er irgendwann auch wieder Zinsen bezahlen muss. Angenommen, er bekommt einen Kredit über 500 EUR und zahlt darauf 50 EUR Zinsen.

Damit wird zunächst die Geldmenge um 500 EUR auf 1.500 EUR ausgeweitet.
Mit der Maschine kann der Handwerker dann mehr produzieren, das heißt die Realwirtschaft wächst. Gleichzeitig aber auch die Geldmenge.

Dieser Zusammenhang muss nun auf die gesamte Volks-, wenn nicht sogar Weltwirtschaft übertragen werden. Es wird deutlich, dass Arbeit kein Geld schafft. Schulden schaffen Geld! Denn irgendjemand muss neues Geld (in Form von Schulden) schaffen, damit die 150 EUR an noch offenen Zinsen geschöpft werden.

Das Paradoxe an der ganzen Angelegenheit ist:

Wenn die Geldmenge steigt, dann wächst die Wirtschaft und die Wirtschaft wächst, wenn die Geldmenge steigt. Die Geldmenge steigt aber nur durch Schulden. Geld entsteht also nicht aus wirtschaftlicher Aktivität, Geld entsteht aus Geld.

Das gesamte System kann eigentlich relativ einfach zusammengefasst werden. Die Gewinne von heute sind die Schulden von morgen. Oder anders formuliert, alte Schulden können nur durch neue Kredite bedient werden.

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Wie funktioniert unser Geldsystem? – Teil 3: Zins ist nicht gleich Zins

Die Leitzinsen

Leitzinsen sind von Zentralbanken im Rahmen ihrer Geldpolitik und Kreditvergabe festgelegte Referenzzinssätze und werden vom Zentralbank-Komitee bei den Notenbanksitzungen festgesetzt. Im Euroraum gibt es drei Hauptzinssätze, die Geldmarktkreditfazilität, den Einlagezins und den Hauptrefinanzierungsgeschäfte-Zins.

Beginnen wir mit der Geldmarktkreditfazilität. So kompliziert das Wort scheinen mag, dieser Zinssatz ist nichts anderes als derjenige Zinssatz der fällig wird, wenn sich eine Geschäftsbank über Nacht von der Zentralbank Geld leiht. Eine Bank wird diese Form des Zentralbankkredits in Anspruch nehmen, wenn sie in Liquiditätsengpässe gekommen ist und kurzfristig liquide Mittel benötigt. Dieser Zinssatz ist nicht zu verwechseln mit der Overnight Rate (siehe unten).

Der Einlagezins gibt die Verzinsung der Überschussreserve an. Hält also eine Bank über Nacht bei der Notenbank ein Guthaben, das über die Mindestreserve hinausgeht, bekommt die Geschäftsbank den Einlagezins gutgeschrieben und hat damit einen Anreiz, überschüssige Liquidität bei der Notenbank zu halten.

Der wohl wichtigste Zinssatz ist derjenige für Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Geschäftsbanken können sich bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften Geld von der Zentralbank leihen, üblicherweise über einen Zeitraum von einer Woche. Dieser Zinssatz hat einen großen Einfluss auf die allgemeinen Zinssätze im Bankensystem und wirkt sich auf die Kreditkosten und die Verfügbarkeit von Krediten für Unternehmen und Verbraucher aus.

Nun sind aber Geschäftsbanken nicht zwingend auf die Kreditbereitschaft der Zentralbank angewiesen, sondern können auch untereinander Zentralbankgeld handeln. Dieser Handel findet am Interbankenmarkt statt.

Der Interbankenmarkt

Geschäftsbanken handeln auch untereinander mit dem von der Zentralbank bereitgestellten Zentralbankgeld. Dieser Handel zwischen den Geschäftsbanken wird als Interbankenmarkt oder Geldmarkt bezeichnet und stellt damit einen Teil des Finanzmarktes dar. Der Handel dient dem Ausgleich von Liquiditätsbedarf und basiert auf kurzfristigen Krediten, die Banken sich gegenseitig gewähren. Durch kurzfristige Kredite können Banken kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken und ihren täglichen Betrieb reibungslos aufrechterhalten. Am Geldmarkt führen diese Transaktionen nur zu einer Umverteilung von Zentralbankgeld zwischen den Banken. Selbstverständlich machen Banken diese Umverteilung nicht umsonst, sondern nur gegen einen Zinssatz – der Overnight Rate.

Overnight Rate

Die Overnight Rate ist der zu entrichtende Zinssatz auf dem Interbankenmarkt, zu dem sich Geschäftsbanken gegenseitig kurzfristige Kredite über Nacht leihen. Dieser Tagesgeldzins wird am Tagesgeldmarkt hauptsächlich genutzt, um die individuellen Mindestreservepositionen von Banken innerhalb eines Kalendermonats zu regulieren und ist nicht zu verwechseln mit der oben vorgestellten Geldmarktkreditfazilität. Die Zentralbank kann die Overnight Rate beeinflussen, indem sie den Einlagezins verändert. Wie oben festgehalten ist der Einlagezins der Zins, den die Geschäftsbank auf die Überschussreserve bekommt. Wenn es sich nun für eine Geschäftsbank als lukrativer erweist, ihre überschüssige Liquidität bei der Zentralbank anzulegen, anstatt es einer anderen Geschäftsbank zu leihen, kann die Notenbank die Overnight Rate direkt beeinflussen.

Weil die Overnight Rate als Zinssatz für einen sehr kurzfristigen sofortigen Kredit fungiert, spricht man von einem Spot Markt (sofortige Lieferung). Anders auf dem Terminmarkt. Hier vereinbaren zwei Geschäftsbanken heute einen Kredit, der erst in der Zukunft zu einem heute ausgemachten Zinssatz ausbezahlt wird. Dieser Zinssatz für einen in der Zukunft liegenden Kredit nennt man Terminzins.

EURIBOR

Einer der wichtigsten Referenzzinssätze für Termingeldgeschäfte ist der EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate). Der EURIBOR ist der zwischen Banken gehandelte durchschnittliche Zinssatz für Termingelder in Euro mit unterschiedlichen Laufzeiten. Termingelder sind Geldmarktkredite mit festen Laufzeiten und Zinssätzen, die von Banken genutzt werden, um langfristigen Finanzierungsbedarf zu decken und Zinserträge für einen bestimmten Zeitraum zu erwirtschaften.


Wie funktioniert unser Geldsystem? – Teil 2: Die Rolle der Zentralbank

Eine zentrale Rolle in unserem Geldsystem nimmt die Zentralbank ein, da sie quasi als die Bank der Banken agiert und letztendlich die Kontrolle über die Geldmenge ausübt. In unserem System ist die Zentralbank die einzige Institution, die befugt ist, Bargeld zu produzieren. Aus diesem Grund wird eine Zentralbank auch als Notenbank bezeichnet. Jede Geschäftsbank unterhält ein Konto bei der Zentralbank. Diese Kontostände bilden zusammen mit dem Bargeld die sogenannte monetäre Basis oder Zentralbankgeld, das oftmals in der Literatur auch als Geldmenge M0 bezeichnet wird.

Aber warum haben Geschäftsbanken ein Konto bei der Zentralbank? Wie bereits im ersten Teil erläutert, sind Geschäftsbanken verpflichtet, Mindestreserven bei der Zentralbank zu halten. Diese Reserven werden in Form von Zentralbankgeld auf den genannten Konten geführt. Ein weiterer Grund für ein Konto bei der Zentralbank sind Zahlungen zwischen den Geschäftsbanken. Wenn Kunden der Geschäftsbank A an einem Tag Gelder an Kunden der Geschäftsbank B überweisen (und umgekehrt), führt dies zu Veränderungen der Mindestreserveforderungen, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten müssen und somit zu Anpassungen derer Kontostände. Natürlich wird nicht jede einzelne Überweisung bei der Zentralbank erfasst, vielmehr wird einmal am Tag der Saldo zwischen den Banken festgestellt und dann dieser Unterschiedsbetrag auf den Zentralbankkonten der jeweiligen Geschäftsbanken angepasst. Dieses Vorgehen nennt man „Intraday Clearing“. Zuletzt kann eine Geschäftsbank auch jederzeit das Guthaben bei der Zentralbank in Bargeld tauschen, wenn sie Bargeld für Auszahlungen benötigt. Für all diese Transaktionen benötigt man Zentralbankgeld, was ein Konto bei der Zentralbank unabdingbar macht.

Was passiert, wenn eine Geschäftsbank mehr Bargeld benötigt, als sie Einlagen auf ihrem Zentralbankkonto hat? In einem solchen Fall hat eine Geschäftsbank verschiedene Möglichkeiten die fehlende Differenz auszugleichen. Eine davon ist die Aufnahme eines Zentralbankkredites.

Ähnlich wie Geschäftsbanken können Zentralbanken Geld aus dem Nichts erschaffen, indem sie Zentralbankgeld den Konten der Geschäftsbanken gutschreibt, also den Geschäftsbanken einen Kredit gewährt. Als Gegenzug erhält die Zentralbank von der entsprechenden Geschäftsbank als Pfand bzw. Sicherheit Wertpapiere, zumeist Staatsanleihen.

Es ist auch denkbar, dass sich eine Geschäftsbank kurzfristig Liquidität von einer anderen Geschäftsbank leiht. Dieser Kredit unter Geschäftsbanken wird dann auch über die Zentralbank bzw. Zentralbankkonten abgewickelt.

Die Aufnahme eines Zentralbankkredites ist eine Möglichkeit, wie Zentralbankgeld in den Wirtschaftskreislauf gelangen kann.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Zentralbank das von ihr geschöpfte Geld verwendet, um Wertpapiere wie Staatsanleihen von den Banken zu erwerben. In diesem Fall spricht man von Offenmarktgeschäften (also Käufe und Verkäufe am offenen Markt), bei denen die Zentralbank das von ihr geschöpfte Geld in den Markt pumpen oder daraus abziehen kann.

Die Änderung der Geldmenge im Allgemeinen und die Änderungen des Mindestreservesatzes und Offenmarktgeschäften im Speziellen beeinflussen also die Liquidität der Banken und ihre Bereitschaft zur Kreditvergabe, was sich wiederum auf die wirtschaftliche Aktivität auswirkt. Warum das so ist, werden wir im vierten Teil betrachten.

Hält eine Bank mehr als die Mindestreserve, dann spricht man von der Überschussreserve. In beiden Fällen kann die Zentralbank für dieses Guthaben Zinsen bezahlen. Dieser Zinssatz gehört zu den Hauptzinssätzen der Zentralbank und bildet neben den beiden Einflussfaktoren Offenmarktgeschäfte und Reservesatz eine weitere und wohl die wichtigste Möglichkeit für die Zentralbank Geldpolitik zu betreiben und damit Einfluss auf die Wirtschaft zu nehmen.